Ich wollte im Dezember schon schreiben, dann zwischen den Tagen, dann vor Neujahr, aber die Tage vergingen wieder in Unverständnis, Streit und Kampf statt in Harmonie und so sehr die Worte bereits in meinem Kopf herumgeisterten, so wenig war ich fähig, sie aufzuschreiben.
Wir haben ein Höllenjahr hinter uns.
Und selbst wenn ich den gesundheitlichen Aspekt sehr bewusst ausklammere, weil das in seiner Tragweite kaum zu erfassen ist, so haben wir darüber hinaus einige herbe Tiefschläge einstecken müssen.
Es gibt nicht viele Menschen, denen wir uns gemeinsam öffnen. Die Schnittmenge der Menschen, denen wir beide vertrauen, ist an einer Hand abzählbar und wir haben letztes Jahr einen Wichtigen davon verloren. Wir tun uns schwer damit, jemanden in unser Leben zu lassen und wenn, dann gilt das bis in die letzte Konsequenz. Schon Anfang letzten Jahres wurde die Zweifel lauter und in den letzten Wochen und Monaten wich die Unsicherheit der zerschmetternden Erkenntnis, dass wir uns von einem Spiegel haben täuschen lassen.
Die Verbitterung darüber hallt in uns beiden noch nach.
Wir haben allerdings auch eine Menge neuer Menschen kennengelernt, die uns ans Herz gewachsen sind und besonders beim Gildentreffen hat meine Seele bei einem Menschen sehr laut und wohlig geseufzt. Deine auch, weiß ich und ich finde es wieder mal bemerkenswert, wie sehr wir inzwischen aufeinander abgestimmt sind.
Ich weiß nicht, ob wir trotz der unzähligen Auseinandersetzungen und der gleichermaßen end- wie fruchtlosen Diskussionen letztes Jahr so viel reifer geworden sind als Paar. Es sind haufenweise lose Enden, die wir aktuell in der Hand halten und es ist schwer abzusehen, ob wir auf einem guten Weg sind oder weiter herumirren müssen, bis wir das Durcheinander irgendwann wieder sortiert bekommen.
Wir waten derzeit durch knietiefe Scheiße und manchmal fällt dann auch noch einer hin, aber wir bleiben Seite an Seite. Dreckverschmiert, stinkend, allem überdrüssig, ich weiß das wohl. Aber wenn wir jetzt stehenbleiben, ist auch nichts gewonnen.
Also gehen wir einfach weiter.
Ich liebe dich.
Nach 20 Jahren genauso und doch so anders als an dem Tag, an dem ich dich das erste Mal gesehen habe.