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Öffentlich

In den letzten Wochen war da so viel Häme, so viel offener Hass, so viel Ablehnung, so viel Drohung, dass ich sehr damit gehadert habe, sichtbar zu sein.

Einige nachhaltige persönliche Enttäuschungen, die mir nur ein weiteres Mal gezeigt haben, wie egozentrisch und unsicher Menschen sind und wie schnell sie dir den Rücken kehren, wenn du dich nicht verhältst, wie sie es gerne hätten, wobei sie selber diese Freiheiten natürlich einfordern und sich zweifelsohne zugestehen. Wenn jemand anders verletzt wird, muss er halt damit klarkommen, aber wenn es einen selber mal trifft, dann muss sich bitte die Welt neu ausrichten.
Menschen, die immer gerne alles nehmen, was ihnen zum Vorteil gereicht, aber wehe, es kommt zu irgendeiner Art von Einschränkung der eigenen Bequemlichkeit oder des besteht die Notwendigkeit, mal kurz über den eigenen Tellerrand zu schauen.

Die offen zur Schau getragene selbstverliebte Bigotterie einiger Menschen macht mich fertig. Vermeintlich unfehlbar zu sein und gleichzeitig auf dem hohen moralischen Ross sitzend alle anderen dafür verurteilen, dass sie es nicht sind.
Ich bin so durch mit Menschen.

Ich weiß nicht, warum jemand mich mögen könnte. Es erschließt sich mir nicht. Ich bin so unperfekt, so strauchelnd, fehlbar, ich sehe weder besonders gut aus noch habe ich für irgendein Problem eine Lösung, auf die nicht schon Millionen Menschen vor mir gekommen wären, ich habe eine problematische Vergangenheit, ich bin innerlich so kaputt, dass ich meiner Umgebung maximal so etwas wie Sensationsgeilheit unterstelle, aber Sympathie?

Man braucht ein dickes Fell, wenn man öffentlich ist und je mehr Leute zuschauen und sich ein Urteil bilden, desto mehr muss man sich abgrenzen. Aber das kollidiert maximal mit meinem Bedürfnis, sichtbar, offen, verletzlich und zugewandt zu bleiben. Was mache ich also?

Ich habe noch keine Antwort gefunden.
Es gibt natürlich die, die vom Drama angelockt werden. Die, die nachfragen, täglich, mehr Informationen wollen. Die, die Geld wollen. Die, die einen Rat wollen, die sich von meiner Größe angezogen fühlen und auch mal mit der supercoolen Jadekompendium interagieren wollen und alles davon macht mich fertig. Ich bin nicht besonders. Ich will keinen Fame, keinen Jubel. Aber ich mag auch nicht nur Projektionsfläche für das sein, was Menschen in mich hineininterpretieren. Die Anliegen, die jeden Tag mein Postfach überschwemmen, überfordern mich.

Dann denke ich an die Menschen, die ich hier kennengelernt habe und auf die das nicht zutrifft. Meinen Elch in der Dose. Mein Holzkreuz. Die Briefe. Die Hummel und der Bär in meiner Handtasche. Die vielen zugewandten und aufrichtigen Worte, die wie Balsam für meine Seele sind. Meinen abendlichen SafeSpace, der aus einigen Menschen besteht, die ich bei einer ZombieApokalypse definitiv an meiner Seite haben wollen würde. Die Echten. Die, die bleiben werden.
Und ich weiß wieder nicht, was ich tun soll.

Der Mann und ich haben die Abmachung, dass wir jederzeit alle öffentlichen Brücken hinter uns abbrechen können und keinerlei qualitative Einbußen in unserem Leben hätten und das ist der Punkt, der mich davon abhält, dem Wahnsinn anheim zu fallen. Ich kann jederzeit alles löschen, verschwinden, neu anfangen oder auch nicht, es macht keinen Unterschied.

Die Wichtigen werden bleiben.

Kati 16.03.2023, 08.04

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Kommentare zu diesem Beitrag

8. von L.

Ich schätze Deine reflektierte Art über schwierige Themen zu schreiben, die es leicht macht, mich selbst zu hinterfragen. Wie Du einfühlsam und mit Humor über die Menschen und Tiere in Deinem Leben schreibst. Bewundere, wie Du Dir Dein Leben geschaffen hast, aller Vergangenheit zum Trotz.

Ich bin mir sehr sicher, dass es ganz viele stille Leserinnen wie mich gibt, die nichts 'von Dir wollen' und zumindest versuchen, nichts in Dich hineinzuprojizieren. Die gerne Anteil nehmen an dem, was Du teilen möchtest, denen Du einen Teil einer anderen - Deiner - menschlichen Wahrnehmung eröffnest.

Und außerdem hast Du sehr schöne, ausdrucksstarke Augen.

Alles Gute, Liebe, und was Du gerade brauchst für Dich!

vom 17.03.2023, 09.31
7. von abraxa

Ich hatte gestern einen total guten (fand ich) Kommentar geschrieben. Den hat vermutlich mein Handy geschluckt. Ich bekomme ihn nicht nochmal hin, deswegen hier die Quintessenz:

Wenn eine*r strauchelt reichen wir Hände, wer am Boden ist, dem helfen wir auf. Und wer nicht mehr kann, aber gerne möchte, der wird eben ein Stückchen getragen. So machen wir das, und das gilt auch für dich

vom 17.03.2023, 06.00
6. von Claudia

Hallo Kati.
Deine Zerrissenheit ist so spürbar. Und das ist der Grund, warum ich so beeindruckt von dir bin. Du kannst alles so gut in Worte fassen, so, dass ich es fühlen kann. Deinen Blog hier, kann ich nicht immer lesen, weil es mich total mitnimmt. Und gleichzeitig lese ich dich bei Twitter. Warmherzig, aufmerksam, konsequent, strukturiert. Es ist faszinierend, dass du bist wie du bist.
Du bist stark. Und schwach. Du bist okay!
Ich wünsche dir viel Kraft, Liebe und Zeit für diese dunkle Zeit
Liebe Grüße, Claudia

P.S.: Ich wollte dich auch schon mal bei Twitter anschreiben. Aber genau aus den von dir genannten Gründen, hab ich es sein lassen. Ich wollte nicht zu denen gehören, die dein Postfach zumüllen.?


vom 17.03.2023, 00.11
5. von Sandra (Streuselkuchen mit Sahne)

Liebe Kati,
du bist besonders.
So oft hab ich deine Beiträge gelesen und mir Hilfe daraus gezogen.
Ich bin beeindruckt von deiner Denkweise, von der Art, wie du mit Dingen umgehst.
Es soll dir gut gehen. Das ist das Wichtigste. Du bist niemandem im Internet irgendwas schuldig.

Danke für alles.

vom 16.03.2023, 22.03
4. von Bettina

Liebe Kati,

Und doch macht es einen Unterschied! Ich glaube, dass dir unendlich viele Sympathien entgegen fliegen, auch wenn mitunter die Blöden lauter sein mögen. Du bist du, und du bist ein ganz besonderer Mensch. Ich bin stille Mitleserin und freue mich über die Hundegeschichten, aber ich lese auch dich/deinen Account gerne.

Bin voller Mitgefühl angesichts all dessen, was du erleiden musstest und was dir im Hier und Jetzt widerfährt. Bin voller Bewunderung, wie reflektiert du bist und habe - 20 Jahre älter als du und daher mit vermeintlichen Selbstverständlichkeiten aufgewachsen, die heute nicht mehr standhalten, weil eng, rassistisch usw. - so viel gelernt, z. B. mich zu hinterfragen und mir Dinge bewusst zu machen.

Ja, ich bewundere dich, in deiner Zerrissenheit, aber vor allem für das, was du aus deinem Leben machst trotz oder gerade wegen deiner Vorgeschichte, für das, was du deinen Kindern mitgibst an Liebe und Werten, für deinen Mut, so vieles aus deinem Leben öffentlich zu zeigen und für deinen Humor.

Du - und eure Hundeaccounts - waren der Grund, warum ich mich auf Tw. angemeldet habe, um mitlesen zu können. Und überhaupt - fishing for compliments?! Wenn du Fotos postest, sehe ich eine attraktive Frau, die jünger aussieht als sie ist. Ich lese eine verletzliche, authentische, reflektierte Frau, die etwas zu sagen hat und deren Stimme definitiv gebraucht wird.

Tu, was für dich richtig ist und sich gut anfühlt. Wenn das ein (vielleicht zeitlich befristeter) Rückzug ist, dann muss das so sein.

Egal, wie du dich entscheidest: Ich bedanke mich von Herzen dafür, dass ich dich bis hierhin lesen durfte, das hat mein Leben sehr bereichert. Und ich wünsche dir ganz viel Kraft, um wieder bessere Zeiten genießen zu können und freundlicher auf dich selbst zu schauen!!!

Alles Liebe

vom 16.03.2023, 16.03
3. von FraumitFacetten

Und ich habe vergessen, dass Sonderzeichen den Rest vom Kommentar fressen.
Nochmal:
Du bist die großartigste, beeindruckendste und stärkste Frau die ich kenne. Und übrigens auch eine der schönsten Frauen. Und ich bin so gefangen in meiner eigenen Unsicherheit, meinen Zweifeln und Ängsten, dass ich das nie angemessen zeigen kann. Aber es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke.
Alles Liebe, Sandra

vom 16.03.2023, 13.38
2. von FraumitFacetten

Du bist die großartigste, beeindruckendste und stärkste Frau die ich kenne. Und übrigens auch eine der schönsten Frauen

vom 16.03.2023, 13.34
1. von Mary

Ich bin da. Und halte dir einen Platz in unserer Kette frei. Immer. Oder verwische deine Spuren, wenn du möchtest.

Ich denk an dich. ?

vom 16.03.2023, 12.47


Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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