Ausgewählter Beitrag

Adventskalendertürchen Nr. 16

Nr. 16 - Der Kobold

Uff. 

Es fällt mir sehr schwer, dieses Kind angemessen in Worte zu fassen.

Mein Schrei-Kobold, mein großer Sohn, mein Bulldozer, mein emotionaler Ausnahmezustand.
Ich hatte in diesem Jahr einen Sohn an meiner Seite, der den Spagat vom vierten Kind zum Ältesten schaffen musste. Einer, der von "einer von den Kleinen" zum "Großen" aufgestiegen ist, und das alles innerhalb weniger Monate.

Mein Kobold ist nur noch wenige Zentimeter kleiner als ich - er misst momentan 1,70m in der Höhe und es ist kein Ende in Sicht. Manchmal erhascht man schon einen Blick auf den Mann, zu dem er sich gerade formt, manchmal noch Einen auf das kleine Kind, das er eigentlich schon hinter sich gelassen hat.

Niemand bringt mich so zum Schmunzeln wie er. Seine Parodien von Freunden, Familienmitgliedern - von mir im Besonderen - lassen mich immer wieder fast auf dem Boden liegen vor Lachen. Dank ihm kenne ich leider auch jeden schmutzigen Witz dieses Universums.

Es ist fast unmöglich, ihm etwas abzuschlagen. Als der Charme verteilt wurde, hat er gleich mehrfach hier geschrien, dafür ließ er Aufmerksamkeit, Gelassenheit und Ernst leichten Herzens links liegen.
Es ist schwer, ihm böse zu sein, auch wenn er das Kind ist, das zum Haareraufen Mist machen kann.
Er geht nach wie vor keiner Auseinandersetzung aus dem Weg und provoziert oft und gerne seine Mitmenschen.
Es ist ihm von meiner Seite immer leicht verziehen, denn er misst sich grundsätzlich nur an Menschen, die entweder größer und stärker sind als er oder ihm mindestens ebenbürtig.

Sein ausgeprägter Schutzinstinkt gegenüber Schwächeren oder hilfsbedürftigen Tieren oder Menschen macht ihm zu jemandem, der auch gegen den Strom schwimmen kann und will, um seine Ziele zu erreichen. Ich bewundere ihn sehr dafür, dass er Unrecht als solches sofort brandmarkt. Immer, jederzeit. Auch, wenn es ihm zum Nachteil gereicht.
Ist er im Unrecht, besitzt er die Größe, sich mit Stolz und Würde aufrichtig zu entschuldigen.

Ich liebe es, ihn mit dem Mann kämpfen zu sehen. Wenn diese beiden langen und kräftigen Menschen aufeinandertreffen und miteinander ringen - der junge heißblütige Hitzkopf und der gelassene erfahrene Kämpfer - dann möchte ich vor Stolz einfach nur platzen, dass ich diese beiden Männer zu meinem Leben zählen darf. Ich frage mich, wann der Punkt erreicht sein wird, an dem sich das Kräfteverhältnis ins Gegenteil verkehrt. Ich sehe zwar, dass dieser Punkt noch in weiter Ferne liegt, aber ich bin gespannt, wie das sein wird.
Es bleibt zu hoffen, dass der Kobold bis dahin noch ein wenig von dem Langmut und der Gelassenheit seines Vaters übernimmt.

Ich bin so dankbar, diesen lebensfrohen Menschen auf seinem Weg ins Erwachsensein begleiten zu dürfen, auch wenn er in meinem Herzen immer noch der kleine vorlaute Kobold ist, der mich in seinen ersten Jahren vor so viele Herausforderungen gestellt hat. An keinem Kind bin ich so gewachsen wie an ihm. Und auch dafür bin ich unendlich dankbar.

Kati 16.12.2019, 18.00

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Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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