Nr. 2 - Familienleben
Wir haben harte Jahre als Familie hinter uns. Die Aufnahme der Zusatzkinder 2016. Einzug von Uroma 2017, katastrophaler Weggang des großen Kindes 2018, Zweitwohnung für das große Zusatzkind in Ausbildung Anfang 2019. Wir haben einen ziemlichen Streifen mitgemacht. Die drei Kleinen sind durchgeschüttelt und gerüttelt worden, aber auch wir als Erwachsene waren oft kurz davor, einfach alles hinwerfen zu wollen.
Seit Anfang diesen Jahres können wir wieder atmen. Das Haus gehört zu großen Teilen wieder uns, es ist nicht mehr alles so eng und beklemmend, die Streitereien sind mit dem Zusatzkind ausgezogen genau wie die ständige Alarmbereitschaft in Bezug auf Suizidversuche oder Angriffe.
Das macht nach den letzten Jahren vor allem eines: frei.
Ich bin wahnsinnig dankbar, dass unser Kern von all den Stürmen unberührt blieb. Wir fünf sind näher zusammengerückt. Nachdem ich Mitte des Jahres aus meiner Trauer um die Flucht der großen Tochter aufgetaucht bin, kann ich endlich wieder klarer auf das blicken, was ich habe: eine ganz wunderbare Familie. Dass sie gerade nicht dazugehören möchte, ist ganz allein ihre Entscheidung, die ich inzwischen akzeptieren kann.
Wir haben viele Regeln in diesem Trauerprozess einfach über Bord geworfen. Unser Umgang miteinander ist sehr viel freier, ehrlicher und lockerer geworden. Ich habe erkannt, dass ich sehr wohl einen großen Teil Verantwortung trage und in anderen Bereichen dafür aber nicht die Schuld, die mich fast erdrückt hätte.
Ich bin dankbar für jeden Tag, den ich mit den Kindern verbringen darf. Und ich glaube, ich bin heute die beste Mutter, die ich je war. Auch wenn das ganz anders ist als ich mir immer vorgestellt habe.
Ich lese mich gerade durch die letzten drei Jahre und werde noch einige Zeit daran knabbern.. ich möchte nicht zu neugierig sein, aber was ist mit Zusatzkind2? Er wird in dieser Aufzählung nicht erwähnt...
vom 27.01.2022, 22.07