Am Freitag war ich das erste Mal wieder „draußen“. Heißt - weiter als kurz auf die Terrasse, um dann vor Erschöpfung zusammenzubrechen. Ich war beim Orthopäden, konnte mich einmal von oben bis unten wieder geraderuckeln lassen und es ging mir danach zumindest von den Sturzfolgen und den Muskelverspannungen deutlich besser als vorher.
Der Rest ist nach wie vor eine Katastrophe. Die Nasennebenhöhlen sind immer noch zu, ich habe jeden Tag Zahn- und Gelenkschmerzen, am letzten Wochenende war ich mitten in einem Gichtschub, obwohl ich nichts außer Kartoffeln und Eiscreme esse. Ich rieche und schmecke nichts. Mein Gehirn scheint sich deutlich zu regenerieren, meine Laune und seelische Allgemeinverfassung auch, die Hoffnungslosigkeit erwischt mich meistens nur noch abends und nachts.
Libido hängt bei mir anscheinend existentiell am Geruchssinn, solange ich nichts wahrnehme, komme ich geistig und körperlich nicht mal in die Nähe dieses Themas. Das belastet vor allem mich außerordentlich. Der eingebildete Ammoniakgestank ist verschwunden und dem intensiven Aroma von verbranntem Plastik gewichen - wahlweise Essen oder Menschen „riechen“ für mich manchmal danach. Ich habe inzwischen gelernt, wahrzunehmen, wo ich auch ohne riechen zu können bestimmte Gerüche fühlen kann. Ich spüre an der Haut, dass gekocht wird, ich kann die Öfen der Nachbarn draußen am Kratzen im Hals „riechen“, die Kinder hinterlassen eine Wärmespur, die ich früher nie wahrgenommen habe.
Aber unterm Strich hasse ich alles an diesem Zustand. Vanille geht immer noch, mein Lichtblick und ein Feuerwerk im Gehirn, so dass ich in den ganz trostlosen Momenten am Backschrank stehe und weinend am Glas mit den Vanilleschoten schnuppere.
Zwei ganze Sinne, einfach weg.
Es ist so so krass.
Faszinierend irgendwie, aber einfach nur furchtbar.
Ganz viel Vanille, Wärme und Licht für Dich, zum Durchhalten dieses Wahnsinns.
Tina
vom 19.11.2024, 09.12