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Die Tüte am Tor

Wir haben eine Nachbarin, von der niemand von uns weiß, wie sie heißt, wo genau sie nun "oben auf dem Berg" wohnt oder wie ihre Lebensumstände sind.

Wir wissen nur, dass sie früher auch einmal Kaninchen hatte und beim Anblick unserer Tiere im Garten, wenn sie hinten über den Zaun schaut, viel Wehmut verspürt.
Es ist Jahre her, dass wir das erste Mal über die Tiere gesprochen haben und sie mich fragte, ob sie denn von Zeit zu Zeit ein paar Grünabfälle bringen dürfte - für die Tiere. Oder trockene Brötchen. Ihre hätten so gerne trockene Brötchen gegessen. (Unsere tun das natürlich auch liebend gern.)

Und aus "von Zeit zu Zeit" wurde schnell "regelmäßig ein bis zweimal die Woche" und ich freue mich von ganzem Herzen jedes einzelne Mal, wenn ich die Haustür öffne, und eine kleine Tüte am Tor hängt.
Mal sind es nur die Schale und die Blätter von einem Kohlrabi, mal getrocknete Brötchen, manchmal aber auch ein halber Salat und ein halber Blumenkohl. Ich verspüre sehr viel Zuneigung für diese Form von Zwischenmenschlichkeit.

Manchmal habe ich das Glück, sie rechtzeitig zu sehen und wir reden eine wunderbare Weile über Gott und die Welt, aber in den meisten Fällen hängt da nur diese Tüte, die Sinnbild für so vieles ist, was ich an diesem Leben liebe.

Kati 10.03.2020, 09.00

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Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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