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Ein Freitag

Seit vielen Monaten darf heute bei uns mal wieder ein normaler Freitag sein.

Freitag - das heißt, es kommen Gäste. Viele Gäste. Die auch alle hier schlafen. Das bedeutet auch Unmengen an Essen, die ich für alle Kinder und alle Besucher anschleppe. Umräumen, zusammenrücken, den Tisch ausziehen, Filmnächte, Spiele-Battles, Raufereien und Kämpfe.

Da verlaufen die Grenzen zwischen Geschwistern und Freunden plötzlich fließend.
Da finde ich den besten Freund des Sohnes plötzlich bei der großen Tochter wieder, die ihm Computerdinge oder sein Handy erklärt, da gehen die Freunde des Sohnes plötzlich mit der Kriegerprinzessin in den Kaninchenstall und ich finde 3 laute Testosteronbolzen plötzlich uhhh, sind die flauschig-flüsternd im Garten wieder.
Da wirft sich der närrische kleine Tuk in Schale und attackiert in kompletter Ninja-Nerf-Gun-Ausrüstung in einem Überraschungsüberfall plötzlich die älteren Geschwister samt Freunden, die johlend durchs Haus flüchten und sich Verstecke suchen.

Das Haus ist laut - noch lauter als sonst, es vibriert förmlich vor Abenteuer und Energie und ich liebe es.

Als mein Bandscheibenvorfall so akut war, ging das nicht mehr.
Ich hatte solche Schmerzen, ich konnte kaum irgendjemanden ertragen.
Und dann schon gar nicht Besucher, die mir nachts entgegengeistern.
Nach zwei Monaten gingen Besucher über Tag wieder einigermaßen, aber nur einzeln.
Mehr konnte ich nicht ertragen, meine Nerven waren so unglaublich dünn.

Seit die Nervenschmerzen weg sind - seit Weihnachten - konnten die besten Freunde der Kinder wieder hier schlafen.
Ich kenne sie alle seit Jahren und die Monate ohne sie waren irgendwie seltsam.
Meine Kinder haben ihre Freunde zwar getroffen, aber eben nicht mehr hier.
Sie waren dann außer Haus und so notwendig das für meine Ruhe war, so seltsam war es eben auch.

Aber zurück zu den Freitagen.
Freitage sind besonders.

Kinder gehen, Kinder kommen, besonders der große Sohn veranstaltet Wochenend-Events, bei denen er zwei bis fünf Freunde einläd und dann halbstarke pubertäre Jungs durch mein Haus poltern, brüllen, auf ihre ganz eigene unnachahmliche Art und Weise Kuchen backen ("Alter, man muss das Ei 3 Minuten unterrühren, du Opfer! Sogar der Hund sieht, dass das Kacke ist!") und auch ansonsten jede Menge Spaß haben.
Wir sind das einzige Haus, das diese Veranstaltungen jede Woche möglich machen kann.

Anfang dieser Woche habe ich dem Sohn mitgeteilt, dass ich mich - glaube ich - bereit fühle, wenn seine Freunde diesen Freitag das erste Mal wiederkommen würden und ein großes breites Strahlen ging über sein Gesicht.

Ich weiß zwar noch nicht, wie es mir morgen geht, aber heute freue ich mich erst einmal darauf, sie alle wieder hier zu haben.

Kati 12.01.2018, 12.00

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Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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