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Erntezeit

Jedes der Kinder bekam im Frühjahr einen großen Pflanzsack und eine Kartoffel von mir in die Hand gedrückt. Und jedes der Kinder musste sich schon vor Monaten entscheiden, was es mit seiner Ernte für die Familie kochen würde. Vor einigen Tagen war es endlich soweit und die ersten Kinder machten ihre Pflanzsäcke leer.
Was zum Vorschein kam, waren ganz wunderbare goldgelbe Kartoffeln.
Und nun freue ich mich auf Kartoffeln mit Braten und Rotkohl, Kartoffelpüree mit Fischstäbchen, auf Pommes Frites mit Schnitzel, auf Kartoffelauflauf und einiges mehr.

Es gehört zu meinen schönsten Garten-Erinnerungen, wenn wir früher im Herbst den Kartoffelacker umgegraben haben und ich freue mich, meinen Kindern einen Teil dieses Wunders zugänglich machen zu können.
Die Ungeduld, über Monate hinweg nur diese blöde grüne Pflanze ansehen zu können, sie gießen und pflegen zu müssen, ohne zu wissen, ob es Früchte trägt. Die Zuversicht, die man aufbringen muss, um daran zu glauben, dass das Leben schon seine Arbeit tut. Und schlussendlich dieses ehrfürchtige Staunen, wenn aus der einen Kartoffel vom Frühjahr ein ganzer Haufen Kartoffeln für eine Mahlzeit geworden ist.

Kati 17.10.2018, 12.00

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von Sandra

Das ist wirklich eine tolle Idee! Ich muss dass den Kindern erzählen. Mal sehen, wie die das finden :-)

Liebe Grüße
Sandra

vom 23.10.2018, 10.00
3. von Tina

Danke Dir!

vom 20.10.2018, 10.40
2. von Tina

Oh wie wunderbar.
Eine schöne Idee die ich so gern übernehmen würde.

Was sind das für Pflanzsäcke? Und jeder nur eine Kartoffel, ja?

Liebe Grüße

vom 18.10.2018, 09.14
Antwort von Kati:

Ich habe Pflanzsäcke aus schwarzem Vlies gekauft.
Für die Kartoffeln haben wir große Säcke von jeweils 60 Litern genommen.
Die kleineren Gemüsepflanzen haben wir in 20 Liter Säcken. Man kann sich die auch leicht selber nähen.
Wir haben hier zwar auch Boden, auf dem wir anpflanzen könnten, aber die Idee mit den Säcken fand ich für die Kinder so persönlich.
Jeder hat seiner Kartoffel einen Namen gegeben (Knut die Kartoffel^^) und das Namensschild kam dann an den Griff des Pflanzsackes.
Und als die Sonne im Spätsommer oben auf dem Hang schon nicht mehr hinkam, weil die Bäume des Nachbarn so hoch sind, konnten die Kinder ihre Kartoffeln dann einfach "versetzen".
Das war schon prima.

1. von Tanja

Ich finde es toll, dass Deine Kinder diese Erlebnisse haben dürfen. Eigener Garten war bei meinen Eltern aufgrund der Wohnlage nicht möglich, wir haben aber jedes Jahr mindestens vier Wochen Urlaub auf einem Bauernhof gemacht, die mich auch sehr geprägt haben - wir waren beim Stall ausmisten genauso dabei wie beim Heu einbringen oder dreschen, auch Kälbergeburten haben wir miterlebt. Und genauso auch das andere Ende der Lebenskette, den Tod eines Tieres weil geschlachtet wurde.


Das selbst anpflanzen und erleben "wenn aus der einen Kartoffel vom Frühjahr ein ganzer Haufen Kartoffeln für eine Mahlzeit geworden ist." habe ich ab nächstem Jahr, der Traum vom eigenen Kleingarten wird wahr. Und ich freu mich darauf. :-)

vom 18.10.2018, 09.05
Antwort von Kati:

Oh wie schön, ich freue mich für dich!
Ich musste einige Jahre meines Erwachsenen-Lebens ohne Garten auskommen und er fehlte immer.
Jeden einzelnen Tag.
Das kann auch keine Natur, kein Wald, kein Grün ausgleichen.
Das eigene Leben auch im Pflanzzyklus wiedergespiegelt zu sehen ist eine der elementarsten Erfahrungen, die ein Mensch machen darf.
Und es ist schön, wenn gerade Kinder dies mit Händen "begreifen" und begleiten dürfen.
Diese Bauernhoferinnerungen müssen so kostbar sein, ich kann dir das gut nachfühlen. Schön, dass deine Eltern das so gestaltet haben!


Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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