Ausgewählter Beitrag
Über sechs Ecken
Ein Anruf am frühen Samstag Abend.
Meine erste Schwiegermutter ist am Apparat.
Ihre Halbschwester hätte sie angerufen.
Ob wir informiert wurden, dass meine Mutter tot ist.
Es hämmert in meinem Kopf.
Sie ist tot. Meine Mutter ist tot.
Ich spüre, wie mein Herz sich weitet.
Ganz leise, ganz groß, ganz hell.
Meine Gedanken sind diffus. Warum? Wann? Wieso?
Sie ist noch viel zu jung zum Sterben.
Ich sehe die verhärmten Gesichtszüge meiner Mutter vor meinem geistigen Auge.
Den Hass, den Ekel und die Verachtung in ihren Augen.
Die Kälte, die in mir so viel zerbrochen hat.
Die Erinnerung wird hinweggeweht.
Einfach so.
Das letzte Mal, das wir sie am Telefon gehört hatten, ist ein halbes Jahr her, als Uroma starb.
Als wir meinen Vater darüber informierten, dass seine Mutter gestorben ist.
Irgendwann Ende Januar sei sie gestorben, höre ich. Das ist nun schon mindestens 14 Tage her.
Ich denke an meinen Vater. Er hat sich anscheinend entschieden, mich nicht zu informieren.
Das ist einerseits völlig nachvollziehbar, auf der anderen Seite.... ein geradezu kindischer Trotz streitet mit meiner Vernunft darum, ob ich ein Recht darauf habe, zu erfahren, ob meine eigene Mutter gestorben ist.
Das ungeliebte Kind fragt sich, ob es in ihren letzten Minuten oder Stunden noch eine Rolle in ihren Gedanken gespielt hat.
War da Sehnsucht?
Oder Reue?
Und würde das Wissen darum irgendetwas ändern?
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Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.
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