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Umwälzung

Ich muss weg von Menschen, wenn der destruktive Zynismus überhandnimmt. Will sie demütigen, beschämen, kleinmachen. Kann nichts Positives mehr beitragen, will sie auf ihre Angst reduzieren, um mich besser zu fühlen. Es ist schwer, den Teil von mir willkommen zu heißen, der so viel Zerstörungspotential birgt. Nicht die Kontrolle verlieren, nicht nachgeben, zusammenhalten, was mit aller Kraft seine Spaltung offenbaren will. Ich merke seit Monaten, dass ein unumkehrbarer Prozess in Gang gesetzt wurde, der alles auf den Prüfstand stellt, was ich als in Stein gemeißelt betrachtet habe. Ich will das nicht. Ich mag keine Umwälzungen, ich mag keine Veränderungen, ich liebe den Status Quo, ich mag Berechenbarkeit, Stabilität und Vorhersagbarkeit. Über alle Maßen. Und nun rüttelt ausgerechnet das Innen an den Mauern meiner Festung. Bin nur ich es, die mein Leben als ideal betrachtet? Wem tue ich Unrecht, wenn ich meinen Alltag so lebe, dass er mir gut tut? Wir haben Regeln, aber wessen Regeln sind es? Wo endet meine Macht über ein System, das sich niemandem mehr beugen muss?

Kati 30.01.2023, 09.41

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Katrin

Manchmal, wenn die ersten Anker brechen, fühlt es sich an, als würde sich alles in dem großen Chaos auflösen.

Wenn das, was bekannt ist, selbst wenn es noch so schmerzhaft war, wenn das, was zuerst gelernt ist, selbst wenn es mit vielen neuen Lernerfahrungen ersetzt oder besser ergänzt wurde, wenn diese ersten Anker wegbrechen, selbst wenn es keine Wurzeln sind, die wachsen durften, sondern schwere Ketten mit dicken Eisenkugeln daran, gegen die man sich nicht wehren konnte, dann fühlt sich die Basis falsch an, dann ist der Boden zuklüftet, dann steht das Haus schief, dann bricht vielleicht auch ein Teil weg, rutscht ab in die Kuhlen, die entstanden sind.

Nie aber wirst du selbst im größten gefühlten Chaos dich komplett verlieren und nach dem gefühlten Chaos bei Null anfangen. Denn die Anker bilden zwar einen Teil der Basis, aber eben auch nur einen Teil der Basis. Und die Basis ist wichtig, ja, aber sie ist eben auch nicht alles. Vielleicht steht das Haus schief, na und. Vielleicht fehlen Teile von Wänden, na und. Wände lassen sich stützen. Wände lassen sich aufbauen, Stein für Stein oder mit Holz oder mit Eisen. Und manchmal tut es auch ein Vorhang. Und manchmal braucht es eine Wand auch nicht mehr, weil sich ein phänomenaler Blick zeigt auf genau die Berge, die man erklimmen und die Täler, die man blind durchwaten musste, um genau dort zu sein, wo man ist. Und manchmal schaut man auch nur auf eine friedliche Landschaft.

Ich grüße dich herzlich.

vom 30.01.2023, 21.01
1. von abraxa

Manchmal braucht es ein tiefes Abtauchen und alles in Frage stellen. Ich weiß, in Gänze kannst du es dir wahrscheinlich nicht erlauben, vielleicht ist es auch gerade das, was in Frage gestellt wird. Aber vielleicht geht es in Etappen.

Wenn du dich zu verlaufen drohst, dann ruf, und wir werden versuchen dir ein hilfreiches Seil zuzuwerfen.



vom 30.01.2023, 14.21


Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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