Ausgewählter Beitrag

Wahl

Je tiefer der Morast wird, je unebener der Weg, je höher die Gipfel, desto mehr Worte braucht es, die Welt zu bändigen. Der Text als formbares Element in einer unformbar wogenden Mischung aus Hilflosigkeit, Erinnerung, Erfahrung, Fähigkeiten und Chaos. Der Alltag als Erdung, jede Pause als Sog in den reißenden Strudel der eigenen Gedanken.

Die Erkenntnis ist der entscheidende erste Schritt. Hier werden meine Programmierungen aufgerufen, hier triggert die Konditionierung. Ich bin wieder das dressierte Äffchen, der Pawlowsche Hund einer Kindheit, in der alles darauf ausgerichtet war, so viel Fähigkeiten, so viel Erfahrungen, so viel Wissen, so viel Funktionalität wie nur irgend möglich zu erreichen.

Mein unperfektes und langweiliges heutiges Leben, das allem entspricht, was ich niemals werden sollte, ermöglicht mir den Schritt zurück und den Blick auf mich selber. Ich kann und darf einfach innehalten und mir die Situation ansehen. Muss mich nicht von Adrenalin überschwemmen lassen, muss nicht funktionieren, muss nicht springen, nur weil das Stöckchen da ist.

Ich habe die Wahl, ob ich zu diesem Treffen gehe. Kann mich frei entscheiden. Muss mich weder an Regeln, die ich nicht selber aufgestellt habe, halten, noch überhaupt irgendetwas tun, was mir nicht gut tut. Muss den Text nicht entschlüsseln, kann das Geheimnis dort lassen, wo es gerade ist und kann auch entscheiden, dass mich das alles überhaupt nicht interessiert.

Und wenn ich gehe, dann nicht allein, wie gefordert.

Ich bin nämlich nicht mehr allein auf dieser Welt.
Ich habe den mächtigsten Wächter der Welt an meiner Seite.
Den einen Menschen, der alles gesehen hat und alles wissen darf.

Ich bin nicht mehr alleine.

Kati 22.08.2020, 08.00

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Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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