Ausgewählter Beitrag

Worte

Wenn jede Diskussionen nurmehr in Schmerz und Hoffnungslosigkeit endet, dann verliert man seine Worte. Auch im Schreiben. Und obgleich das Schreiben mich in erster Linie im Oben hält, verbindet es mich mit all meinen unteren Ebenen, während sich Buchstaben zu Gefühl fügen. Ich versuche seit Wochen, den Wechsel zu erzwingen. Seit Tagen laufe ich mir die Seele aus dem Leib. Hoffe, wenn das Herz stolpert, wenn die Lunge keucht, wenn meine alten Programme aktiviert werden, kommt die Ablöse. Sie kommt nicht. Früher, ganz ganz früher dachte ich mal, dass man bei zu viel Schmerz ohnmächtig wird und der Körper dann automatisch abschaltet. Ich sollte schnell und nachhaltig lernen, wie viel ein Geist und eine Seele ertragen können, bevor der Körper aufgibt. Viel zu viel. Ohnmacht ist keine ernsthafte Handlungsoption. Sie kommt erst, wenn die Scherben schon auf dem Boden liegen. Manchmal kommt sie gar nicht. Und was bleibt, ist Hilflosigkeit gegenüber dem ersten und letzten Verräter meines Lebens: Dem Tod. Ich weiß nicht, ob er mich erst haben will, wenn ich ihn nicht mehr begehre oder ob er einfach gleichgültig gegenüber allen Dingen ist, wie es das Universum an sich mit uns auch hält. Worte. Ich wollte etwas über meine verlorenen Worte schreiben. Die Worte und Wörter, die ich erst wieder finden muss, weil sie im Alltag im Nichts verhallen. In der Verständnislosigkeit, die so allumfassend ist, dass ich kein Echo mehr fühle. Nicht in mir, nicht in meinem Gegenüber. Ich kann seit Monaten meine Akkus nicht mehr laden, weil ich keine Sekunde, keine Minute des Tages hier allein sein darf. Es ist nicht mehr vorgesehen, dass ich zur Ruhe komme. Und darum ziehen die Schultern nach oben, der Kopf geht in Deckung, ich kann nicht mehr schwindelfrei liegen, stehen, laufen, ich bestehe nur noch aus Schmerz, Angst und Verzweiflung. Ungesehen. Unverstanden.

Kati 11.06.2024, 08.00

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Elisabeth

Liebe Frau Kompendium - zumindest war das der Name mit dem ich Sie als erstes gelesen habe. Ihre Worte berühren mich immer sehr - in vielerlei Hinsicht. Und sprachlos fühle ich mich und ringe nach ebensolchen. Vergeblich. Aber ich sende einfach positive Energie in die Welt und unbekannterweise wünsche ich Ihnen Gutes. Von dem winzigen Einblick erspüre ich eine große Seele. Viel Kraft und Momente zum Durchatmen. Elisabeth

vom 19.06.2024, 00.17


Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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