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Zeugnistag

Letzter Schultag, Zeugnistag.

Die Zeugnisgeschenke sind verpackt und liegen hier.
Nicht für gute Noten, sondern für die täglich absolvierte Arbeit.

Für Pflichtbewusstsein und die Fähigkeit, auch mal an bescheuerten Tagen und ohne viel Lust den Schulalltag absolviert zu haben.

Kind6 mault ununterbrochen, dass es ja nun eigentlich schon ein Schulkind sei und mokiert, noch kein Zeugnis bekommen zu haben.
Dabei fällt mir ein, dass ich ihn mal dazu zwingen sollte, mit mir endlich mal Schulranzen begutachten zu fahren...

Das Zeugnis von Kind5 habe ich schon vor einigen Tagen gesehen, es ist und bleibt wie erwartet ein absoluter Überflieger.
Kann alles, weiß alles, ist beliebt, hat Freunde, hilft und lebt den jähzornigen Dickkopf anscheinend nur hier zuhause in schöner Regelmäßigkeit aus.
Genie und Wahnsinn und so.
Sie ist ein Kind, das sich gerade in Tiere so gut einfühlen kann, dass mir manchmal vor Ehrfurcht die Luft wegbleibt. Das bezieht sich zwar weniger auf den Chaosbruder, aber auf alle anderen Wesen. Sie kann mit bissigen Pferden so gut umgehen wie mit Hasen, Hunden, Katzen, sammelt grundsätzlich jedes noch so zerfledderte Tier ein und hat große Fortschritte darin gemacht, den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren.

Kind4 hat sein erstes Jahr auf der weiterführenden Schule gut überstanden und mein Sorgenbaby hat es geschafft, vom schulehassenden MotzKobold zu einem in sich ruhenden sensiblen Fast-Teenager zu reifen, der viele gute Freunde hat (die hier mitunter fast wohnen) und der auch in der Schule gut mitkommt. Mal gibt es eine Fünf, mal gibt es Einsen, im Normalfall pendelt er zwischen guter und befriedigender Leistung.
Er behauptet sich auf dem Schulhof auch gegen große Fieslinge und stellt sich aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit auch vor seine Freunde.
Er ist großartig. Hochsensibel und endlich in seiner Mitte.

Kind3 - Zusatzkind2 - wird auch hier wieder versuchen, nicht aus der Masse hevorzustechen.
Ich erwarte viele Dreien und Vieren und keine besonderen Bemerkungen.
Er ist einer von Vielen und möchte auch nichts Besonderes sein.
Darauf wurde er in seinem früheren Leben programmiert und daran arbeiten wir mit der Familientherapeutin.
An Interesse, Gefühl und dem Gespür für das eigene Ich. Der Weg ist noch lang.

Kind2 - meine strahlende Erstgeborene und Dramaqueen, Giftbeere und Kronprinzessin - ihr Zeugnis wird sie wiederspiegeln.
Einsen, wo ihr Interesse brennt, Dreien, wo sie keine Lust hat.
Und endlich eine Oberstufenschülerin.
Sie besucht eine Schule, deren Anspruch hoch ist und ich bin sehr zuversichtlich, dass sie die letzte Strecke zum Abitur mit Bravour absolviert.
Ihr Freundeskreis ist über die Jahre gewachsen und gefestigt, ich liebe und schätze alle ihre guten Freunde sehr.
Sie kann ihre Bedürfnisse kommunizieren, ist ein absoluter Kopfmensch mit viel Herz.
Sie treibt mich zur Verweiflung und in den Wahnsinn und ihr 10-Jahresplan mit Auszug nach dem Abitur und Studium und Wohnungseinrichtung und Nebenjobs erfüllt mich mit Stolz und Wehmut gleichermaßen. Sie ist doch noch so klein...

Kind1 - Zusatzkind1 - hat einen ähnlich schweren Rucksack zu tragen wie Zusatzkind2.
Sie wird ein absolutes Vorzeigezeugnis mit nach Hause bringen.
Nur Einsen und vielleicht in Sport eine Zwei oder Drei, für die sie sich innerlich zerfleischen wird.
Sie hat die Gabe, schreiben zu können, hoffentlich endlich für sich angenommen und kommt langsam aus sich heraus. Ihr Fokus liegt auf Träumereien und allen Dingen, die nicht Gefahr laufen, Realität werden zu können. Sie ist in der Lage, komplexe Zusammenhänge aus jedem Wissensgebiet schriftlich darzulegen, aber sobald man sie etwas fragt, das auch nur im Entferntesten die Gefühlsebene streifen könnte, verwandelt sie sich in ein kleines schwarzes Mäuschen, das man unter Androhung von Schlägen in einer Fremdsprache nach dem Weg gefragt hat.
Auch hier bin ich dankbar für die Frau, die uns inzwischen schon ein Jahr als Therapeutin begleitet.
Ihr Weg wird deutlich länger werden, auch darum bin ich glücklich über das zusätzliche Jahr, das ihr nächsten Sommer durch den Schulwechsel auf die höhere Schule zu Kind2 geschenkt werden wird.
Es wird sicher nicht immer einfach sein, eine Klasse unter der eigentlich jüngeren Stiefschwester zu sein, aber ich bin zuversichtlich, dass wir das gut begleiten können.

Ich bin heute sehr dankbar für diesen letzten Schultag.

Ich freue mich darauf, 6 Wochen lang NICHT jeden Tag morgens bis zu 11 Frühstücks- und Mittagsdosen herrichten zu müssen und auch einfach mal bis 7 Uhr morgens liegen bleiben zu können.

Ich war noch nie so urlaubsreif wie dieses Jahr.

Kati 14.07.2017, 12.00

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Abraxa

Ich kann nicht drüber bloggen. das würde wohl den Eltern meiner Kunden nicht so recht gefallen ;)

Den Ausschlag hat gegeben, dass ich drohe auszubrennen, dass den Kindern und auch dem Mann anzumerken war, dass sie Ruhe brauchen. Dass ich nicht mehr zurecht kam. Habe meine Ruhe und Gelassenheit verloren. Aus lauter Rücksicht auf alle mich selbst verloren. Und mich zerrissen um mich um alle und alles gleichzeitig kümmern zu können. Dazu, dass das Wohnzimmer als Lebensraum statt Arbeitsraum fehlt. schon so viele Jahre. Dass die Kunden(Eltern) teilweise echte Arschlöcher sind und ihre Kinder zu ebensolchen heranziehen, die auf der Suche nach Aufmerksamkeit auch mal total ausrasten. Und dass ich Laura nicht mehr zumuten wollte,ihr Zimmer den Kindern zum schlafen zu überlassen, auch wenn sie dann garnicht zuhause ist. So viele Dinge. Es war gut für den Anfang, jetzt ist es gut, dass es vorbei ist. Auch wenn es schwierig werden wird jetzt Termine und Hilfe bei den Hausaufgaben und sowas zu wuppen, aber der Liebste wird das schon schaukeln, wenn auch vielleicht anders als ich es getan hätte. Aber das muss dann nur ich verkraften können ;)

vom 16.07.2017, 21.21
Antwort von Kati:

Ich freue mich sehr für dich, dass du die Notbremse gezogen hast!
Das ist nicht leicht und darum:
Respekt für diese Entscheidung und alle weiteren Konsequenzen, die damit verbunden sind.
Ich wünsche dir sehr, dass wieder mehr Ruhe in euer Leben einkehrt.
Für euch und für die Kinder.
2. von Abraxa

Ferien! welch wunderbarer Klang in meinen Ohren. Vielleicht kannst du ja die eine oder andere Minute zur Entspannung für dich abzwacken *drück*

Wir haben noch 1 Woche Schule
Noch 2 Wochen Tagesmutter dasein
Und danach nahtlos ein Übergang in einen 7:30-17:15 Uhr Job für mich (für 4 Wochen, danach weniger), aber immerhin Ruhe und Ferien für die Kinder

vom 14.07.2017, 18.34
Antwort von Kati:

07:30 - 17:15 Uhr? Respekt.

Ich würde viel darum geben, mich mal in Ruhe mit dir hinsetzen zu können und über deine Erlebnisse als Tagesmutter und auch, was letztendlich dazu geführt hat, dass du dieses Kapitel nun beendest, geführt hat, zu sprechen.
Ich kann mir kaum eine Arbeit vorstellen, die psychisch belastender ist, als Eine, die aus einem Zuhause eine Arbeitsumgebung macht.
Wenn ich Glück habe, wirst du irgendwann darüber bloggen. ;)

Liebe Grüße an dich und viel Erfolg für deine berufliche Zukunft!
1. von Tina

Wow.
Soviele Charaktere, soviel Leben in einem Haus.

Ich bewundere unendlich, wie Du alle Deine Kinder einschätzen kannst, ihre Stärken und Schwächen siehst.

Ich wünschte, ich könnte das auch mit meinen. Ich glaube, ich bin sehr schlecht im Lesen von anderen Menschen.

Habt schöne Ferien!

vom 14.07.2017, 15.08
Antwort von Kati:

Ich glaube, dass du immer noch eine Vorstellung im Kopf hast, wie du als Mutter sein solltest
Wenn du das loslässt, wirst du irgendwann erkennen, dass du die perfekte Mutter für deine Kinder schon bist.
Ganz liebe Grüße!


Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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