Begreifen

Was zu Ende ist, ist zu Ende.

Kati 31.12.2018, 12.00| (1/0) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: ziehen - beziehen - erziehen

22 Jahre Führerschein

Heute ist es soweit: Seit 11 Uhr bin ich genau 22 Jahre lang im Besitz eines Führerscheins. Praktisch unfallfrei, wenn man von dem einen winzigen Kratzer mal absieht, den ich einem unfassbar langsam abbiegenden Auto an den Kofferraum gefahren habe - vor 21 Jahren.
Heute vor 22 Jahren habe ich mich von dem komplett rothaarigen Tormund Giantsbane-Verschnitt, der mein Fahrlehrer war und mit dem ich für die Dauer meines Führerscheins eine kleine Affäre hatte, verabschiedet und habe den Prüfer zur Verzweiflung getrieben, weil ich jedes grenzwertig auszulegende Manöver in der Prüfung sehr gut begründen konnte.
Da ich bereits 18 Jahre alt war, habe ich mir meinen Führerschein aushändigen lassen, bin dann in mein eigenes Auto gestiegen und erst mal zu meinem Tätowierer und danach 600 Kilometer zu meinen Verwandten gefahren.
Bei Glatteis auf der Autobahn.

Da habe ich dann auch sehr schnell gelernt, was es heißt, ein Auto nicht mehr unter Kontrolle zu haben und kann behaupten, dass ich seit dieser Horrorfahrt ein recht umsichtiger Autofahrer bin. 

Autos bin ich viele gefahren. 
Vom Mini Cooper über den klassischen VW, von der Ente zum Kübelwagen, von einem Trabbi, bei dem ich nur durchs Beifahrerfenster einsteigen konnte bis zum großen Geländewagen war alles dabei.

Je älter ich wurde, desto vernünftiger wurden die Autos und je mehr Kinder ich bekam, desto größer wurden sie auch. 

Aktuell bin ich mit einem Auto von 5,40m Länge und einer Breite von 2,30m bei meiner vorläufigen Maximalgröße angelangt. Normale Parkplätze sind für uns nicht diskutabel, die meisten Parkhäuser auch nicht.
Aber ich liebe unseren giftgrünen Tourbus und möchte ihn nicht missen. Auch wenn die Kinder, die damit fahren, langsam weniger werden, hoffe ich, dass er uns noch lange erhalten bleibt.

Ich kann mir heute kaum vorstellen, jemals wieder auf ein "normales" Auto umzusteigen.

Kati 19.12.2018, 12.00| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedankenchaos

Scherbenwege

Die Tage plätschern mal, mal fliegen sie dahin. Sie werden dunkler und ich bin froh und dankbar, wenn die Tage ab Samstag endlich wieder heller werden. Stück für Stück. Momentan kann ich frühestens ab 9 Uhr raus zum Arbeiten, weil es dann erst richtig hell ist und nachmittags muss ich bereits um 16 Uhr die Tiere alle wieder in die Ställe bringen, weil es dann dunkel wird und ich ungern tarnfähige Tiere mit Taschenlampe im Garten suche. Ich treffe nur wenige Menschen, denen es möglich ist, meinen Schmerz in Bezug auf die Tochter einfach anzunehmen und stehen zu lassen. Der Mehrheit scheint es unmöglich zu sein, ihre Allgemeinplätze und aufmunternden Isnichsoschlimms bei sich zu behalten. Das ist kräftezehrend und zermürbend gleichermaßen. Die Halbwahrheiten über mich und meine Familie, die die Tochter etliche 100 Kilometer von hier entfernt in die alte Welt entlässt, treffen mich oft hart und unerwartet. Ich frage mich mitunter, wie diese Betrachtungsweisen zustande kommen konnten. Verbote, die ich nie ausgesprochen habe, Umstände, die einfach nicht existent waren und die nun als Messerstiche hinterrücks zu mir kommen. Es ist bitter. Ganz allumfassend. Ich will eine Möglichkeit finden, diese Dinge mit ihr in einem persönlichen Gespräch zu klären, wenn sie zwischen den Tagen hier ist. Momentan entzieht sie sich jedem Dialog. Auch das ist bitter. Es scheint mir, als würde alles auf dem Prüfstand stehen. Mein Selbstbild als Mutter, meine Erziehung, meine Weltsicht, meine Vorstellung von dem, was ich als Familie aufbauen wollte, meine Beziehung zum Mann, meine Beziehung zu den Kindern. Habe ich mir all die Jahre etwas vorgelogen, was so gar nicht existiert? Das starke Band, das ich zwischen mir und der Tochter wähnte - wo ist es? Habe ich es mir nur so stark gewünscht und mir eingebildet, es sei so? Wo bin ich falsch abgebogen? Was habe ich so grundlegend verkehrt gemacht, dass die Dinge nun ausgerechnet diese Wendung genommen haben? Oder ist es mir in meinem Narzissmus nicht möglich gewesen zu sehen, wie sehr die Tochter unter dem litt, was sie als ihre Wahrheit betrachtet? Sie hat viel verbrannte Erde hinterlassen. Lebt ihr neues Leben, in dem wir augenscheinlich keinen Platz mehr haben. Was bleibt also? Ich will nicht in Gram und Kummer versinken. Ich will meinen Weg finden, mit der offenen Wunde zu leben. Ohne Groll. Das wird uns beiden nicht gerecht, auch wenn die Wut und Ohnmacht mich von Zeit zu Zeit noch sehr herausfordern. Unser Leben hat sich um fast 180 Grad gedreht. Dinge, die mir früher unglaublich wichtig waren, sind nun unwichtig geworden. Sie haben keine Bedeutung mehr, gemessen an dem, was passiert ist. Jedes Extrem ist gefährlich, ich weiß das. Und ich kann nur hoffen, dass ich irgendwann den Mittelweg finde, der für mich und meine Familie nun der Richtige ist.

Kati 17.12.2018, 18.00| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Alltag

Aufwärts

Die Erkenntnis, wie weit ich im Grunde genommen seit meinem nervlichen und körperlichen Zusammenbruch im Sommer gekommen bin, hat mir heute mein Orthopäde vor Augen geführt. Er las mir alle Beschwerden vor, die ich im September nach der Katastrophensituation mit der Tochter angegeben hatte.

Panikanfälle, Luftnot, Schwindelattacken, Angst, Mutlosigkeit, Depression, Muskelkrämpfe, Lähmungen, Kribbeln, Taubheit, chronische Schmerzen.

Bei jedem Punkt hat er mich gefragt: "Und wie ist das heute? Jetzt gerade?" 

Und ich konnte bis auf einen verkackten Punkt alle anderen verneinen.
Alle.Anderen.
Rückschläge verunsichern mich zwar noch stark, aber da ich einmal in der Woche dort bin und gute Rückmeldungen als auch meinen eigenen Anteil daran schonungslos vor Augen geführt bekomme, lerne ich langsam, etwas besser damit umzugehen.
Ich bin im Training, ich habe Spaß daran, ich glaube endlich daran, dass es aufwärts geht.
Auch wenn es weh tut. Körperlich und seelisch.
Auch ohne meine Tochter.

Sie hat ihre Wahl getroffen und ich werde damit leben können.

Kati 11.12.2018, 22.00| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: out of order

Erkenntnisse [bitter]

Ich dachte, dass ich dein Zuhause bin.

Kati 09.12.2018, 18.00| PL | einsortiert in: ziehen - beziehen - erziehen

Drama, Baby!

Am Wochenende hatte die Kriegerprinzessin endlich ihren Auftritt als heimliche Geliebte des Landhausherren in ihrer English-Drama-Class. Durch das Üben in den letzten Monaten wusste ich zwar schon, worum es ging (und hätte auch den gesamten Text einfach mitsprechen können), aber sie dort zu sehen, war einfach wunderbar. Ich glaube, dass sie trotz holprigem Start gut in ihrer neuen Schule angekommen ist und freue mich auf die nächsten Jahre, die sie dort verbringt. So schön dieses Erlebnis war, so kalt erwischte mich das Wiedersehen mit vielen der Freunde des großen Tochterkindes. Die halfen nämlich an verschiedenen Orten in der Schule mit und sammelten für ihr Abitur. Der Schmerz, das Tochterkind dort nicht mehr miterleben zu dürfen, kam plötzlich und intensiv. Wie immer bleibt die Sprachlosigkeit.

Kati 03.12.2018, 12.00| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: ziehen - beziehen - erziehen



Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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