Ein Tag, der mit Zahnarzt anfängt, kann eigentlich nur besser werden, aber das wusste der heutige Tag wohl leider nicht.
Mein neuer Zahnarzt ist immer noch großartig und leider hat sich mein Bauchgefühl, dass ich meinen geliebten alten Zahnarzt verlassen muss, weil er aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung nicht mehr in der Lage ist, seinen Beruf auszuüben, bewahrheitet.
Wir versuchen jetzt, den angerichteten Schaden nach und nach zu beheben.
Leider wurde aus "eine Baustelle ausbessern" gleich "oh, davon sind jetzt mindestens drei Zähne betroffen" und es sind die Nerven ziemlich gereizt und das umliegende Zahnfleisch ziemlich wund.
Auf dem Weg nach Hause wollte ich nur noch kurz einkaufen und dann ins Bett, habe aber eine Freundin getroffen und erfahren, dass deren Welt gerade zusammenbricht.
Also habe ich sabbernd und mit zunehmenden Schmerzen zwei Stunden mit ihr verbracht und keine Sekunde davon bereut, aber meine Kraftreserven näherten sich dem Ende.
Zuhause angekommen und mit inzwischen einem Schulkind zuhause kam der nächste Anruf und eine liebe Freundin kündigte spontanen Besuch an, den ich aus Gründen auf gar keinen Fall verschieben wollte. Sie hatte ihre Tochter - eine der ehemals besten Freundinnen des großen Tochterkindes - dabei und Begegnungen mit diesen 17jährigen wunderbaren Geschöpfen tun immer noch und immer wieder sehr sehr weh.
Ganz tief in der Seele.
Nachdem sie gegangen waren, lohnte hinlegen auch nicht mehr und ich fing mit Mittagessen an und weitere Schulinder trudelten ein.
Die Betäubung war inzwischen weg und alles tat furchtbar weh, also stieg ich auf Schmerzmittel um.
Beim Mittagessen kamen wir über Umwege auf die Suizidbekundungen der Stieftochter und was das drei Jahre lang mit uns gemacht hat.
Wieviel durch diese fatale Entscheidung eigentlich kaputt gegangen ist. Wie nachhaltig der ständige Anblick der Schnittwunden und ihre Aggressivität und ihre destruktive Art die Kleinen beeinflusst haben.
Meine Güte, was haben wir unseren Kindern nur angetan.
Nach einer intensiven Diskussion über Suizid und selbstverletzendes Verhalten und Sterbehilfe, in der ich wie immer sehr darauf achten musste, sowohl den Großen ein angemessener Gesprächspartner zu sein und gleichzeitig für die Kleinen das Thema so kindgerecht wie möglich zu besprechen, hat es mich dann dahingerafft und ich bin ins Bett gefallen.
Aus komatösem Schlaf weckte mich der Anruf des Mannes, dass die nötige Autoinspektion wohl 800 Euro kosten würde - deutlich mehr als geplant.
Für ein Auto, das wir gekauft haben, um eine große glückliche neunköpfige Familie mit passendem Fahrzeug zu sein.
Nach dem Auszug des Tochterkindes fehlt uns ohnehin jeden Monat so viel Geld an Kindergeld und Kinderzuschlägen beim Gehalt des Mannes, dass ich manchmal nicht mehr weiß, was ich noch tun soll.
Der langersehnte Urlaub nach Österreich im Herbst, den wir so dringend nötig hätten nach den letzten drei Jahren, wird mit der Werkstattrechnung dann wohl gestrichen werden.
Im Urlaub waren wir 2011 das letzte Mal.
Ich traue mich nicht, das laut auszusprechen, die Kinder freuen sich so sehr.
Es ist in den letzten Monaten so viel nicht Reparierbares kaputt gegangen, dass kombiniert mit den (schlussendlich sinnlosen) Ausgaben des letztes Sommers für das große Tochterkind alle unsere finanziellen Reserven aufgebraucht sind.
Ich will nicht meckern und noch weniger undankbar sein, aber der Einschnitt ist einfach schmerzhaft spürbar.
An Tagen wie diesen hält sich mein Durchhaltewillen dann auch mal in Grenzen.
Ich freue mich jetzt darauf, dass der Mann mir Milchreis kocht - der ist für die Seele - und dass morgen unsere neue Waschmaschine geliefert wird, weil die Alte vor drei Tagen den Geist aufgegeben hat.
Ich bin dankbar, dass wir das finanzieren können, auch wenn es gerade sehr weh tut.
Die Tiere und der Garten haben mir heute den Trost gegeben, den ich nirgendwo sonst finden kann, ich habe einen großartigen besten Freund und Mann, sehr geschätzte Menschen in meinem Leben und vielleicht wird es morgen in mir auch wieder ein bisschen heller.